Es ist unglaublich heiss.....
Man kann fast nicht vor die Tür gehen. Die Sonne scheint nicht, sie brennt flirrende Hitzeschlieren auf den Asphalt. Am liebsten würde ich schwimmen gehen, aber ich muss ja arbeiten. Wie soll ich mich konzentrieren, hier oben unter dem Dach, wo sich die Wärme staut wie in einem Wäschetrockner? Und der Rechner pustet auch nur heisse Luft aus den Lüftungsschlitzen und summt dabei staubig vor sich hin. Die Hitze macht mich unglaublich schläfrig. Ich kann mich schon fast schnarchen hören. Um wach zu bleiben, schreibe ich. Solange der Geist sich regt, wird er sich auch nicht in höhere Sphären zurückziehen und mich hier mit dem Kopf auf der Tischplatte friedlich schlafend zurück lassen. Zumindest ist das meine Theorie.
Ich könnte einen Kaffee trinken um wach zu bleiben. Ein gutes Argument, aber ein Kaffee ist ein Heissgetränk. Ja, genau, HEISS. Und davon hab ich gerade mehr als
genug. Ein Eiskaffee wäre jetzt fein. Ich sehe eine Fata Morgana vor mir, einen beschlagenen eisgekühlten hohen Becher aus Glas mit perlenden Wassertropfen am Fuss und einer Vanilleeiskugel in
einem Meer aus braunem Kaffee schwimmend darin. Soll ich also die 2 km Fussmarsch durch sengende Hitze auf mich nehmen und ins nächste Cafe gehen, um mir dort diese Köstlichkeit zu bestellen? Ich
könnte ja auch dort arbeiten... heute bin ich flexibel, meine Utensilien passen in eine Umhängetasche. Trotz Hitze und wie lametta flirrender Asphalt zieh ich los, leichtbekleidet geh ich ja
eigentlich ungern unter die Leute. Bloss ist es so heiss, dass mir sogar meine Hemmungen verbrennen und ich in meinen kürzesten Shorts und dem dünnsten T-shirt losgehe- mit der riesigen
Umhängetasche sehe ich aus, als führe ich an den Strand. Weit gefehlt, leider. Ich will nur rasch ins Cafe bei mir um die Ecke. Kleinstädtisch liegt es strategisch günstig in einem grösseren
Einkaufszentrum und ist eigentlich ein Restaurant - aber wer sieht schon so genau hin... die haben eine Eiskarte und Sitzplätze mit Tischen, an denen man arbeiten kann. Ich möchte einen Eiskaffee
bestellen, aber der Weg dorthin ist mit Sonnenstrahlen gepflastert. Es gibt auf dieser gottverlassenen Strasse, diesem Highway to Hell, einfach keinen Schatten. Ich bin kaum vor die Haustür
getreten, da läuft mir der Schweiss in Strömen. Und als ich über den Zebrastreifen gehe, fühle ich mich wie auf Safari in der Savanne. Ein Auto brüllt- nein hupt- weil ich so langsam bin. Ich
kann nun wirklich nicht schneller gehen und was will der Hirni hinterm Steuer eigentlich von mir? Der hat doch eine Klimaanlage in seiner Tageszulassung! Dann bin ich schon fast da. Nur noch
hinein und die Treppe hoch. Hier drin ist es kühler, weil es keine Fenster gibt. Es ist zwar laut, aber nicht so viel los wie sonst. Vermutlich sind alle im Schwimmbad. Ich schleppe mich also die
Stufen hinauf und verspüre Durst. Meine Lippen sind aufgesprungen und im Mund hab ich eine Zunge, die den Zähnen keinen Platz mehr lässt. Zudem ist die vollgestopfte Umhängetasche schwer von den
Büchern und dem ganzen Material. Ich suche mir also ziemlich schnell ein Fleckchen an einem grossen Tisch. Kein Mensch weit und breit bis auf die Kellnerin, die sich an der Theke beim Gläser
abwaschen die Beine in den Bauch steht und nun zu mir kommt. Ich bestelle. Jawohl! Endlich. Ich weiss genau was ich will, ohne Blick in die Karte. Einen grossen Eiskaffee mit einer Kugel
Vanilleeis und dazu ein Glas Wasser, bitte! Die Kellnerin guckt mich an. "Ham wa nich."
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lelo (Samstag, 18 August 2012 15:00)
Ja, so habe ich mich heute auch schon gefühlt:
Orchesterprobe. Unterm Dach der Musikschule staut sich die Hitze. Im kleinen, überfüllten Proberaum ist die Luft schon lange verbraucht. Noch 3 Stunden. Meine Wasserflasche ist schon halb leer, wie soll ich das schaffen? Vor allem die Trompeten und Saxophone hinter mir, die gar keine Dynamik mehr spielen und so nur noch laut in ihre Instrumente blasen, gehen mir auf die Nerven.
7, 2, 3, 4, 8 - mist, meine 8 Pausentakte sind gleich vorbei, 2 - ich richte mich auf, 3 - führe die Flöte an den Mund, 4 - einatmen. ♫ ♪
Mir gefällt deine Art zu schreiben sehr gut. Viel Glück mit deiner Homepage, sieht schon sehr gut aus.
xy (Mittwoch, 22 August 2012 02:06)
denken? schreiben? in diesem Backofen?! so langsam erinnert mich das Wetter an unseren Gasofen: ohne jede Temperaturregelung, allein nur aufs Aufheizen programmiert... Nicht mal mehr die Nächte sind ertragbar. Hilfe! An meiner Tür hängt jetzt ein Schild: "Ansprechbar ab Temp. 25 auf eigene Gefahr". Wir sind bei 38 Grad... Also: good luck! :P
Ach ja, eigentlich sollte das ja ein Kommentar zu deinem Text sein - korrekt. Gefühlte 100 Grad brachten das durcheinander. Aber: spaaannend zu lesen + weiter so!! Jetzt muss ich aufhören zu tippen: meine Finger überhitzen hier. ;)
orkania (Mittwoch, 22 August 2012 11:44)
:-D eure Art zu schreiben gefällt mir auch gut! Da freue ich mich auf noch mehr Kommentare!
merlya21 (Dienstag, 16 Oktober 2012 21:02)
"Ham wa nicht"... jaa, ich glaube das hört in so einer Situation jeder gern ;)
Du schreibst echt schön! Weiter so... :D